"Wie ein Frühjahrsputz!" - Ob sich die Reinigung der menschlichen Zellen auch anders als durch Fasten auslösen lässt, haben wir den Molekularbiologen Dr. Slaven Stekovic gefragt. Er forscht zum Thema Alterung und Gesundheit am Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität in Graz.
Frage und Antworten aus dem Interview mit Dr. Stecovic aus der Fachzeitschrift Beauty Forum
Können spezielle Lebensmittel unsere Zellen reinigen?
Eine Reinigung der Zelle durch bestimmte Lebensmittel wurde experimentell noch nicht untersucht. Hier kommt es auf eine Vielzahl der Faktoren an, die wir im Labor nur sehr schwer imitieren können. Daher fokussiert sich die Forschung auf einzelne Substanzen, die in unserer Nahrung vorkommen.Die interessantesten Naturstoffe, die in unserer Nahrung vorkommen und einen Effekt auf die Autophagie, also die Reinigung der menschlichen Zellen, haben, sind in erster Linie Spermidin und Resveratrol. Beide Substanzen finden ihre Anwendung in der Langlebigkeitsforschung schon seit Jahren, aber eine effektive Anwendung bei Menschen wurde noch nicht nachgewiesen. Trotzdem legen die Wissenschaftler viel Hoffnung in ihre Anwendung. So wurde in einer Studie aus 2016 gezeigt, dass eine erhöhte Aufnahme von Spermidin über die Nahrung über 20 Jahre mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für Tod durch Herzerkrankungen zusammenhängt. Dabei waren die Getreideprodukte und unter anderem Bohnen die Hauptquelle von Spermidin in der Nahrung der untersuchten Population.
Und wie genau funktionieren Reinigung und Regeneration der Zellen? Das passiert vor allem durch den Autophagieprozess in unseren Zellen. Autophagie ist eine Art von zellulärem Recycling. Alte und defekte Zellteile werden in der Zelle abgebaut und daraus wird Energie gewonnen. Der positive Nebeneffekt davon ist, dass unsere Zellen „entmistet“ werden.Wenn die Zelle eine Wohnung wäre, dann wäre eine junge Zelle eine frisch eingerichtete Wohnung. Eine alte Zelle dagegen wäre eine seit Monaten nicht aufgeräumte Wohnung. Man würde aus der Küche zum Bad nicht kommen können, ohne zweimal über etwas stolpern zu müssen. Eine so chaotische Zelle kann nicht funktionell arbeiten. Autophagie ist wie ein Frühjahrsputz. Alles wird sortiert, wiederverwertet oder weggeschmissen. Wir motivieren unsere Zellen am leichtesten dazu, indem wir fasten, also die Nahrungsaufnahme unterbrechen.
Welche Rolle spielt die Molekularbiologie bei der Entwicklung der Rezepte in Ihrem neuen Buch und welches ist Ihr persönliches Lieblingsrezept? Die Ideen für diese Rezepte kommen aus den öffentlichen Datenbanken, die die Inhaltsstoffe (inkl. Spermidin) für verschiedene Lebensmittel beinhalten. Molekularbiologische bzw. biochemische Methoden wurden für die Erstellung solcher Datenbanken verwendet. Da allerdings die Variabilität der Spermidin-Konzentrationen durch die Herkunft der Lebensmittel oder ihre Lagerung und Behandlung während der Zubereitung dieser Gerichte nicht berücksichtigt wurde, steckt die Erstellung einer Spermidin-reichen Diät noch in den Kinderschuhen.In diesem Buch versuchen Dr. Ring und ich einen ersten Schritt in diese Richtung zu setzen. Daher ist mein Lieblingsrezept immer noch, einen Tag lang zu fasten, denn am nächsten Tag kann ich das Essen, worauf ich gerade Lust habe, richtig genießen. Dadurch schaffe ich, meinem Körper die Nährstoffe zur Verfügung zu stellen, die er gerade benötigt, und gleichzeitig ernähre ich mich ausgewogen und an die aktuellen Lebensumstände angepasst.
„Der Jungzelleneffekt: Wie wir die Regenerationskraft unseres Organismus aktivieren“
Buchtipp „Der Jungzelleneffekt: Wie wir die Regenerationskraft unseres Organismus aktivieren“ von Dr. Slaven Stekovic ist im Februar 2018 beim Verlag edition a erschienen und für 19,95 Euro erhältlich.
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